Dienstag, 21. Februar 2012

52 Games: Minimalismus


52 Games zum Vierten. Auch diese Woche wieder stellt das Zockwork Orange einen Oberbegriff, den es daddelthematisch zu verblogwurschteln gilt. Diesmal ist das Thema Minimalismus. 

Wenn man bei Wikipedia nach Minimalismus sucht, findet man leider nicht das hier:
Minimalismus: Psychische Störung. Der Zwang, bei psychischer Belastung unentwegt Bilder von britischen Kleinstwagen anzufertigen.
Stattdessen erfährt man, dass Minimalismus eine Stilrichtung in der Kunst, Architektur, Musik, Linguistik oder der Lebensgestaltung sein kann. Kein Wort von Videospielen. Oder von Autos... In meinem persönlichen Sprachverständnis beschreibt Minimalismus ein stilistisches Mittel, dass in der weitestmöglichen Reduktion eines gewissen Aspekts auf das Allernotwendigste. Durch den Einsatz dieses Mittels wird dem Objekt jegliches Blendwerk entsagt, damit das eigentlich wichtige, der Kern des Objekts, sei es nun ein Bild, ein Musikstück oder eben ein Game, glänzen und seine volle Wirkung beim unabgelenkten Konsumenten entfalten kann.

Im Bezug auf Videospiele gibt es mehrere Aspekte, an denen man Minimalismus einsetzen kann: die Grafik, der Sound, die Handlung etc. Viel zu oft leider auch an der Innovation, aber darauf möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen.

Simon und Nils von Game One sprachen neulich in einem Video auf gameone.de (sinngemäß) an, dass das Medienkonsumverhalten heutzutage einer gewissen Reizüberflutung gleicht: allzu lange Ladezeiten bei Games werden durch einen schnellen Griff zum Smartphone überbrückt, das Schnorcheln im Internet wird durch einen mitlaufenden Fernseher begleitet und so weiter. Eine sehr wahre Beobachtung, die auch, beinahe erschreckt, bei mir selbst schon gemacht habe. Statt mir bei Sportspielen die ewig gleichen Kommentare anzuhören (besonders, wenn man hier auf die meist grottigen deutschsprachigen Kommentatoren festgelegt ist), höre ich mir beim Daddeln gerne Hörbücher oder britische Radio-Comedy-Panel-Shows wie The Unbelievable Truth oder So Wrong It's Right (zwei unbedingte Reinhörtipps!) an. Das finde ich allerdings überhaupt nicht problematisch, sondern durchaus legitim. 
Irritierender finde ich, dass ich beim Gucken von Serien auf meinem Laptop oft auf der einen Bildschirmseite das Video laufen habe und auf der anderen Hälfte des Screens ein Browsergame läuft. Bei diesen Browsergames ist Minimalismus dann sehr wichtig, denn sie sollen mich ja nicht zu sehr vom Video auf der rechten Bildschirmhälfte ablenken.

Ein solches Minigame habe ich mir also heute für meinen 52 Games-Beitrag ausgesucht.


Larva Dream ist ein einfaches Point & Click-Game von Fastgames und BeGamer, von denen ich hier schon einmal das eigentlich noch bessere The Wok vorgestellt hatte.

Larva Dream ist gleich in mehrerlei Hinsicht minimalistisch. Zu allererst wäre hier die Story zu nennen, die ist nämlich schnell erklärt:


Man hilft der kleinen Raupe Larva Marv dabei, einen Hubschrauber zu bauen. Punkt. Dabei manövriert man ihn anhand der minimalistischen Steuerung (linke Maustaste, mehr nicht) durch diverse Screens, auf denen es darum geht, kleine Rätsel zu lösen, um Bauteile für den Heli zu sammeln, Hindernisse zu überwinden oder Fressfeinden auszuweichen. Auch der Schwierigkeitsgrad ist hierbei recht minimal gehalten. Wenn sich einem die Lösung des Rätsels nicht schon auf den ersten Blick offenbart, genügen in der Regel schon ein paar Klicks und die gegebenen Hinweise lotsen einen sicher zum nächsten Bildschirm.


Auch die Grafik könnte man als minimalistisch bezeichnen, denn obwohl sie durchaus liebevoll, bunt und mit netten Details gestaltet ist, so ist ihr comicähnlicher Look schon gut als reduziert einzustufen.


Keineswegs minimalistisch hingegen ist der Ideenreichtum des Spiels, die Lösung der Rätsel ist bisweilen dezent abgefahren und auch sonst haben die Entwickler amüsante Ausgeburten ihres Einfallsreichtums eingebaut, zum Beispiel das Lufttaxi:


Zwar auch nicht unbedingt minimalistisch, aber zumindest irgendwie wie dem Wortbestandteil "Mini" zusammenhängend und zur Atmosphäre des Spiels beitragend ist der Aspekt, dass man sich durch das Setting kurz oberhalb der Erdoberfläche winzig klein fühlt. Menschliche Gesäße werden zu riesigen Fleischbergen und die auf der Kameralinsen herumkrabbelnden Fliegen sind nicht nur ein nettes Detail sondern auch viel größer, als es einem genehm wäre.


So klickt man sich also als Larva Marv durch den Mikrokosmos Wiese auf der Suche nach Bauteilen für seinen Hubschrauber undnach circa einer Viertelstunde ist man damit durch und hat alle Teile zusammengesammelt und -gebaut und kann sich in die Lüfte schrauben. Warum auch immer man das möchte.


Eine Viertelstunde Spielzeit mag nun etwas sehr minimalistisch klingen, aber vergessen wir nicht, was ich eingangs postuliert habe: Minimalismus dient dazu, den wahren Kern des Spiels hervorzuheben und zu voller Wirkungsentfaltung zu verhelfen. Und Larva Dream ist im Kern nun einmal dies: ein kleines, nettes, feines Spielchen für nebenher und/oder zwischendurch. Minimalistisch halt.

Außerdem ist mit dem Hubschrauberflug das Spiel noch nicht zuende, noch nicht ganz...

So, und nun ganz zum Schluss, als kleiner Bonus, noch ein Produkt meines ganz persönlichen Minimalismus (entsprechend meiner ganz persönlichen Definition):

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